Wenn Du im schönen Nordkarelien Urlaub machst, solltest Du unbedingt einen Abstecher nach Ilomantsi einplanen. Es gibt wohl kaum einen Ort, an dem die karelische Kultur heute noch lebendiger ist als an diesem bezaubernden Fleckchen Erde. Wenn es auf finnischen Terrain östlicher nicht mehr geht, dann bist Du in Ilomantsi angekommen. Die Gemeinde liegt etwas mehr als 70 Kilometer von Joensuu entfernt. Das bedeutet knapp eine Stunde Fahrtzeit mit dem Auto.
Gute Gründe für einen Ausflug nach Ilomantsi
Mit diesem Beitrag möchte ich Dir Lust machen auf einen Ausflug nach Ilomantsi, denn es gibt wirklich einige gute Gründe, einmal hierher zu fahren. So finden sich auf dem Gemeindegebiet alleine mehr als 402 Quadratkilometer Wasserflächen. Etwa 250 Quadratkilometer sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Zu den größten Highlights des Ortes zähle ich aber die drei „K“: Kantele, Kirchen und karelische Piroggen…
Das Runendorf Parppeinvaara – wo Tradition lebendig wird
Während Deines Besuchs in Ilomantsi auf gar keinen Fall verpassen solltest Du das Runendorf Parppeinvaara, auf Finnisch Parppeinvaaran Runokylä. In diesem Dorf kannst Du tief eintauchen in die Tradition der Runensänger und bei Live-Vorführungen dem lieblichen Kantelespiel lauschen. Dieses typisch karelische Instrument spielte schon im finnischen Nationalepos Kalevala eine Rolle und besitzt vor allem in Nordkarelien heute noch den Status einer Art Volksinstrument.
Neben der Runensängerhütte gehören auch noch etliche historische Gebäude im Außenbereich zum Areal dieses einzigartigen Freilichtmuseums. Es finden wechselnde Kunstausstellungen statt und wenn Du magst, kannst Du auch die kleine orthodoxe Kapelle besichtigen, die idyllisch gelegen zwischen ganz viel Grün – im Sommer – zu einer Auszeit vom Alltag einlädt. Im Tiermuseum nebenan begegnest Du diversen Bewohnern des finnischen Waldes, natürlich nur in Form von Modellen.
Gerade in Nordkarelien ist der finnische Verteidigungskrieg gegen Russland bis heute sehr präsent. So ist es auch im Runendorf in Form der Hütte des Grenzgenerals. In diesem Holzgebäude bezog in den Jahren 1941 bis 1944 Generalmajor Erkki Raapana Quartier und nutzte sie nicht nur als Unterkunft, sondern auch als Befehlsstand. Ursprünglich stand die Hütte an der Front Rukajärvi im heute russischen Teil Kareliens, sie wurde jedoch nach dem Krieg nach Finnland gebracht und ist seit 1984 im Runendorf Parppeinvaara in Ilomantsi zu besichtigen.
Karelische Piroggen selber machen in der Piroggenschule
Die köstlichen karelischen Piroggen gehören zweifellos zu Finnlands absoluten kulinarischen Delikatessen. Am besten schmecken sie, wenn Du sie selber gemacht hast. Genau dazu hast Du in der Piroggenschule – „Piirakkakoulu“ auf Finnisch – im direkt gegenüber der Runensängerhütte gelegenen Restaurant Parppeinpirtti die Gelegenheit. Schritt für Schritt bekam auch ich hier gezeigt, wie die Teigtaschen richtig geknetet werden und worauf im Einzelnen zu achten ist. Ein kurzweiliger Spaß, den ich Dir nur wärmstens ans Herz legen kann.
Und wenn Du schon mal im Restaurant Parppeinpirtti bist, solltest Du auch das reichhaltige Buffet probieren, das hier serviert wird. Es ist vielleicht nicht ganz billig, aber dafür bekommst Du neben den einzigartigen Piroggen auch noch jede Menge anderer aus hochwertigen Zutaten zubereitete Spezialitäten der karelischen und ganz regionalen Küche – und darfst beherzt zugreifen.
Ilomantsi als Hochburg der finnischen Orthodoxie
Als Freund von Holzkirchen bekommst Du in Finnland einiges geboten. Gleich zwei wunderschöne Gotteshäuser dieser Art liegen im Gemeindezentrum von Ilomantsi. Überregional bekannt ist vor allem die dem Propheten Elias geweihte orthodoxe Kirche, welche sogar die größte orthodoxe Holzkirche ganz Finnlands ist. Noch heute leben etwa 1100 Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft in Ilomantsi. Mit 17,4 Prozent ist der Anteil dieser Minderheit hier so groß wie nirgendwo sonst im Land. Aber auch die evangelisch-lutherische Kirche von Ilomantsi ist sehenswert. Diese Holzkirche wurde im Jahr 1796 erbaut und mit ihrem typisch rötlichen Anstrich und dem freistehenden Turm ist sie ein Anblick, den Du Dir auf jeden Fall genehmigen solltest.
Was Du sonst noch in Ilomantsi unternehmen solltest
Direkt in Ilomantsi befindet sich das Weingut Hermannin Viinitila, das für seine leckeren Beerenweine geschätzt wird. Besucher auch von weiter her pilgern zum Weinturm („Viinitorni“), um hier oben nicht nur den fantastischen Ausblick auf die Gemeinde und bis nach Russland zu genießen, sondern dabei auch noch einen der Beerenweine oder einen kühlen Cocktail zu schlürfen.
Wenn Du etwas mehr Zeit mitgebracht hast, dann empfehle ich Dir, den ungefähr 20 Kilometer östlich vom Zentrum Ilomantsis gelegenen kleinen Ort Möhkö anzusteuern. Auf dem Areal einer ehemaligen Eisenhütte kannst Du in einem Museum in die Historie der hiesigen Industriekultur eintauchen. Die wunderschönen Parkanlagen bieten sich für einen Spaziergang an. Schlendere entlang der seinerzeit angelegten Kanäle oder bewundere die Urgewalt der Stromschnellen.
Die ursprüngliche Natur Nordkareliens hautnah erleben kannst Du in den Nationalparks Petkeljärvi und Patvinsuo. Der größte im Gemeindegebiet gelegene See heißt Koitere und ist von unzähligen Inseln durchzogen. Übrigens liegt auch der östlichste Punkt der kontinentalen Europäischen Union in Ilomantsi, genauer gesagt im See Virmajärvi am Dorf Hattuvaara. Du kannst hier ohne eine spezielle Erlaubnis hinkommen und die auf einer Insel gelegenen Grenzpfosten Finnlands und Russlands aus einiger Entfernung persönlich bewundern.
Warst Du auch schon mal in Ilomantsi? Verrate uns gerne über das Kommentarfeld weiter unten, was Dir dort am besten gefallen hat!
Offenlegung: Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung von VisitKarelia – FinnTouch bedankt sich für die Organisation und die Übernahme von Eintrittskosten.
Es gehe oft baden wenn ich in Ilomantsi bin: Im Somer im See und im Winter im Toivonlahti Schwimhalle. KinoMantsidas Gemeindekino im alten Haus ist auch ein Besuch wert
Hallo Timo,
vielen Dank für Deine ergänzenden Tipps! Ilomantsi ist wirklich ein herrliches Fleckchen Erde! 🙂
LG,
René
Hallo René, wir von Hike and See sind schon seit über 10 Jahren in der Region Karelien (speziell Ilomantsi) unterwegs, teilweise mit Gruppen oder einfach nur alleine mit Freunden der Region.
Deine Impressionen von dort haben uns sehr beeindruckt und sind in ihrer Darstellung sehr authentisch und wecken viele Erinnerungen. Auch im September 2024 werden wir wieder vor Ort sein mit einer Wandergruppe um mit Jorma aus Möhkö hoffentlich wieder unseren Teilnehmern eine unvergessliche Zeit zu ermöglichen. In einer Kombination aus Wanden und der Reise mit dem Langboot von Jorma von Möhkön Manta werden wir wir hoffentlich bei ruhigem Ruska Wetter die Region erkunden. Mach weiter so, Deine Finntouch Seite ist eine feste Größe für Leute, die sich für Finnland interessieren. Hau rein! Thomas H&S
Lieber Thomas,
vielen Dank für Deine lieben Worte! Und ich hoffe, ihr hatttet eine tolle Zeit in Möhkö! Noch im Oktober werde ich auch wieder in der Gegend unterwegs sein und freue mich schon sehr!
LG,
René