Sina Kaiser kennst Du bestimmt von ihrem Blog nordlandfieber oder als Host des „No Niin“-Podcasts, den sie zusammen mit Christine Birkel von Finnweh betreibt. Nun hat Sina ihr allererstes gedrucktes Buch veröffentlicht. Mit „Meine Midsommar-Momente“* präsentiert sie einen ansprechend gestalteten Bildband mit jeder Menge toller Fotos und Anregungen, wie Du Dir Mitsommer wie im Norden nach Hause holen kannst. „Die schönsten schwedischen Traditionen zum Selbermachen“ steht auf dem Cover – aber natürlich lässt sich einiges davon auch auf Finnland übertragen.
Ein Geschenkbuch für alle, die den Norden lieben
So ist „Meine Midsommar-Momente“ – erschienen im Groh-Verlag – zweifellos ein schönes Geschenkbuch für alle, die den Norden lieben. Die hochwertige grafische Gestaltung harmoniert prima mit dem Inhalt, der ein bunter Mix aus Rezepten, Deko-Ideen, Spielen für die ganze Familie, Bastelanleitungen und Geschichten aus dem Norden ist. Auf insgesamt 112 Seiten macht uns Sina Lust darauf, den Sommer auf skandinavische Weise zu feiern. Im Interview mit ihr spreche ich über Unterschiede zwischen schwedischem Midsommar und finnischem Juhannus, ihre Herzensstadt Helsinki und Herausforderungen während des Schreibens.
Sina Kaiser: „Das Fest bedeutet den Menschen wirklich viel“
FinnTouch: Liebe Sina, ich selbst weiß noch sehr gut, wie es sich anfühlt, wenn man sein allererstes „richtiges“, gedrucktes Buch in den Händen hält. Lange ist es schließlich auch noch nicht her, damals hattest Du mich auf Deinem Blog interviewt. Wie ist das nun bei Dir? Wie fühlt es sich an, Buchautorin zu sein?
Sina Kaiser: Es ist ein wenig surreal, aber sehr schön, das eigene Buch in den Händen zu halten, den Namen auf dem Buchdeckel zu lesen und darin blättern zu können. Eine tolle Erfahrung, wenn aus ersten Ideen etwas entsteht, dass man anfassen kann und anderen hoffentlich eine Freude macht und ihnen das Midsommar-Gefühl nachhause bringt.
FinnTouch: Der Hauptfokus Deines Buches „Midsommarliebe“ liegt auf Schweden, aber einiges von den Inhalten lässt sich zweifellos auch auf das finnische „Juhannus“ übertragen. Gibt es da vielleicht Gemeinsamkeiten, denen Du bei Deinen Recherchen begegnet sind, die Dir besonders im Gedächtnis geblieben sind? Oder Unterschiede?
Sina Kaiser: Das ist eine gute Frage. Ich würde ganz salopp und mit einem Augenzwinkern sagen: Schweden ist mehr Midsommarstång und Tracht, während Finnland mehr Juhannus-Feuer und Sauna ist. Aber davon abgesehen sind sich die beiden Länder am Ende gar nicht so unähnlich, finde ich. Sowohl in Schweden als auch in Finnland hat das Fest eine wirklich große Bedeutung für die Menschen und ist keine Touristenattraktion, sondern wird wirklich gelebt. Vielleicht sind Schnaps und Blumen der größte gemeinsame Nenner, und natürlich sage ich auch das mit einem Augenzwinkern, ist es doch sehr klischeehaft und nur ein Teil der Wahrheit. Das Fest bedeutet den Menschen wirklich viel.
„Man hält inne, feiert den Moment, das Leben“
FinnTouch: Reden wir ein bisschen über Mittsommer im Allgemeinen. Konntest Du das Fest zur Feier des längsten Tages des Jahres denn auch schonmal im Norden miterleben, in Finnland und/oder Schweden? Wenn ja, wie war das für Dich?
Sina Kaiser: Nein, tatsächlich habe ich das Fest bisher nie im Norden mitfeiern könne, da das als Familie mit einem schulpflichtigen Kind einfach nicht unsere Reisezeit ist. Und der Weg ist für ein Wochenende dann doch auch zu weit, um es genießen zu können. Ein einziges Mal waren wir um Midsommar herum im Norden und reisten von Schweden nach Norwegen. Unsere Tochter war damals noch klein und wir haben kein großes Fest besucht, sondern die Sommersonnenwende am Nordkapp verbracht und dort in der Gegend auch den Mittsommertag begangen, aber die Magie, die dort zu dieser Zeit in der Luft liegt, ist wirklich spürbar. In den Städten wird es still, alles zieht es langsam raus aufs Land und die Vorfreude ist quasi greifbar.
FinnTouch: Was glaubst Du, weshalb hat das Mittsommerfest in den nordischen Ländern eine so ungleich größere Bedeutung als das Johannisfest, wie es dies ja durchaus auch in Deutschland gibt?
Sina Kaiser: Ich glaube, die Menschen im Norden leben im Schnitt deutlich naturverbundener, erleben außerdem intensivere Jahreszeiten, vor allem einen langen und durchaus anstrengenden Winter mit viel Dunkelheit. Wenn es dann wieder Sommer wird und dieser seinen Höhepunkt hat, mit den endlos langen Tagen, den hellen Nächten und der Natur, die in allen Farben zu explodieren scheint, weiß man das glaube ich noch mehr zu schätzen. Man hält inne, feiert den Moment, den Sommer, das Leben und füllt das Marmeladenglas mit Licht und der Leichtigkeit des Sommers. Schließlich weiß man, dass die Vorboten des Herbstes schon bald wieder zu sehen sind, und der nächste Winter kommt bestimmt. Hat man den Sommer in vollen Zügen genossen, zehrt man auch im tiefsten Winter davon und freut sich auf den nächsten und das nächste Mittsommerfest.
„Die ein oder andere Fika hat geholfen“
FinnTouch: Wenn Du nun drei Tipps oder Anregungen aus Deinem Buch herausgreifen müsstest für den perfekten Mittsommertag, welche wären das?
Sina Kaiser: Du musst nicht zwanghaft besonders detailgetreu und original schwedisch feiern – mach es zu deinem eigenen Fest. Bring den Sommer auf und an den Tisch mit ein paar Wiesenblümchen, die gerne in einem recycelten Milchfläschchen stehen dürfen – weniger ist mehr. Genieße mit allen Sinnen – für mich geht das nicht – oder kaum – ohne frische Erdbeeren vom Bauern um die Ecke.
FinnTouch: Sprechen wir über das Schreiben. Was war für Dich die größte Herausforderung während des gesamten Schreibprozesses?
Sina Kaiser: Mich kurz zu fassen und nicht zu kritisch mit den eigenen Texten zu sein. Natürlich ist eine gesunde Selbstreflexion wichtig und natürlich soll der Text genug Gehalt haben, aber wenn der eigene Perfektionismus im Weg steht, muss man sich auch mal etwas locker machen. Das war eine Herausforderung, aber ich denke, ich habe sie gemeistert. Die ein oder andere Fika – die bewusst zelebrierte schwedische Kaffeepause – hat geholfen, das es sich am Ende lagom (gerade richtig, nicht zu viel und nicht zu wenig) anfühlte.
„Meine Familie unterstützt mich da sehr“
FinnTouch: Du hast ja auch schon häufiger für das Nordis-Magazin geschrieben, betreibst seit mehreren Jahren Deinen Blog „nordlandfieber“ und bist zusammen mit Christine Birkel, auch bekannt als Finnweh, Host des „No Niin“-Podcasts. Wie schaffst Du es eigentlich, all diese Projekte umzusetzen und dann auch noch „nebenbei“ ein Buch zu schreiben? Du hast ja auch noch einen Hauptjob und eine Familie.
Sina Kaiser: Meine Familie unterstützt mich da sehr, sonst würde das natürlich nicht gehen. Ich bin als Hebamme schon seit einigen Jahren nicht mehr im Schichtdienst tätig und ich mache das einfach alles gerne. Es sind Herzensprojekte und so nehmen Tine und ich unsere Podcast-Episoden zum Beispiel oft abends auf, wenn die Kinder ins Bett gehen und das Tagwerk geschafft ist. Das fühlt sich dann zum Glück nicht nach Arbeit an. Und auf dem Blog braucht es zwischendurch eben auch immer eine Weile, bis ein neuer Text online geht, wenn der Alltag mich gerade fordert, aber auch hier freue ich mich noch ganz viele Ideen umzusetzen. Das Buch zu wuppen war im letzten Jahr natürlich hier und da eine Herausforderung, aber eine schöne und mit tatkräftiger Unterstützung und viel Verständnis von der Familie ging es dann doch recht gut.
FinnTouch: Was denkst Du, können wir uns in Zukunft auf weitere Werke aus der Feder der Autorin Sina Kaiser freuen?
Sina Kaiser: Die Zeit wird zeigen, in welcher Form, aber ja, ich werde definitiv weiter schreiben. Es gibt noch so viele Ideen und Geschichten, die erzählt werden wollen. Und wenn die Frage auch ein bisschen darauf abzielt, ob ich mir nochmal ein Buchprojekt „antun“ würde, dann lautet die Antwort ebenfalls ja. Ich wäre dafür offen.
„Helsinki ist unaufdringlich und gerade auch deshalb so anziehend“
FinnTouch: Ein Thema muss ich hier selbstverständlich anschneiden. Du machst aus Deiner Liebe zu Helsinki ja kein Geheimnis. Was ist es, das die finnische Hauptstadt für Dich zur absoluten Herzensstadt macht? Gibt es dort einen absoluten Lieblingsort, an den es Dich immer wieder zieht?
Sina Kaiser: Nun, wir beide können nicht nicht über Helsinki sprechen, da gebe ich dir recht. Die Stadt mit dem Herz aus Meer hat mich vor einigen Jahren ganz unerwartet mitten ins Herz getroffen. Ich mag ja Großstädte nicht so, aber Helsinki ist eben auch keine typische Großstadt. Der Stadtkern ist mehr so ein urbanes Dorf am Meer mit viel Natur, aber auch pulsierendem Leben, Geschichte im Einklang mit stetiger Veränderung und Weiterentwicklung. Die Stadt ist unaufdringlich und gerade auch deshalb so anziehend.
Sie will entdeckt werden, sie gibt nach und nach immer noch mehr preis und immer, wenn man denkt man kennt sie, überrascht sie aufs Neue. Sie ist wild und eigensinnig, aber auch zart und berührend, ach, ich mag sie einfach. Es gibt so viele Orte in dieser Stadt, an die ich immer wieder gerne zurückkomme, so viele Ecken, an denen ich schon viel erlebt habe und Orte, die noch entdeckt werden wollen, aber wenn ich dir den einen absoluten Lieblingsort nennen soll, an den es mich immer wieder zieht, dann bleiben es wahrscheinlich ganz simpel und unspektakulär die Felsen Uunisaaris. Und natürlich muss immer gecheckt werden, ob der Dom noch steht – das versteht sich von selbst.
FinnTouch: Oh ja, Domkontrolle ist unglaublich wichtig! Zu guter Letzt bin ich natürlich ein bisschen neugierig. Geht es bei Dir diesen Sommer denn auch wieder nordwärts? Und wo wirst Du Mittsommer verbringen?
Sina Kaiser: Mittsommer verbringe ich wie gehabt zuhause mit der Familie und ein paar Freundinnen. Wie es aussehen wird und was auf den Tisch kommen wird, kannst du dir beim Blättern im Buch wahrscheinlich schon sehr gut vorstellen. Und natürlich wird es Erdbeeren geben. Später im Sommer geht es hoffentlich mit der Familie gen Norden, aber in diesem Jahr sind wir mit der Planung recht spät dran. Vielleicht über Schweden nach Finnland. Wir sind noch nicht ganz sicher, was die Route angeht. Ende August bin ich aber auf jeden Fall für ein paar Tage in Finnland mit Mahtava und Finnweh verabredet. Darauf freue ich mich schon sehr.
FinnTouch: Das klingt doch prima. Dann danke ich Dir für Deine Zeit und das spannende Interview, liebe Sina, und sage zum Schluss: Hyvää juhannusta – Glad Midsommar!
Fotos: Sina Kaiser. Das Buch „Meine Midsommar-Momente“ von Sina Kaiser bekommst Du beim Buchhändler Deines Vertrauens – oder Du kannst es Dir direkt HIER ONLINE BESTELLEN*. Besuche auch Sinas Blog nordlandfieber und hör mal beim No Niin-Podcast rein.
*Affiliate-Link: Bei einer Bestellung über diesen Link erhalte ich eine kleine Provision, die dabei hilft, FinnTouch weiter zu betreiben. Du zahlst keinen Cent mehr.