Support mit Sisu: Zu Besuch beim Fan-Club-Finnland Mainz 05

Mit dem Fan-Club-Finnland Mainz 05 vor der Opel Arena

Fußball ist in Finnland nicht unbedingt die Sportart Nummer eins und die Zuschauerzahlen der ersten Liga sprechen in der Regel eine eher traurige Sprache. Daraus zu schließen, dass es keine fußballbegeisterten Finnen gibt, wäre jedoch ein großer Fehler. Ein hervorragendes Beispiel für eine solche Begeisterung ist der Fan-Club-Finnland Mainz 05, den ich vor einigen Monaten beim Surfen auf Facebook zufällig entdeckte. Als langjähriger, riesengroßer Fußballfan musste ich natürlich direkt mit den Jungs Kontakt aufnehmen und schnell stand fest, dass dies auch ein spannendes Thema für einen Blogbeitrag ist.

Seit 2010 volle Unterstützung für den Mainzer Bundesligisten

Im Dezember 2010 gegründet, hat es sich der Fan-Club-Finnland Mainz 05 nicht nur auf die Fahnen geschrieben, den FSV Mainz 05 und die deutsche Bundesliga generell in Finnland bekannter zu machen, sondern natürlich gehört auch der regelmäßige Support bei den Spielen in der Opel Arena zu den Kernanliegen. Um dies aus nächster Nähe mitzuerleben, luden mich Waltteri Virtanen, der Hauptansprechpartner des Fan-Club-Finnland Mainz 05, und sein Vater Markku kurzerhand zum Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt ein. Im Vorfeld der Begegnung trafen wir uns bei den Virtanens zu Hause – Fan-Club-Vorsitzender Henri Virtanen, der zweite Sohn von Markku, wurde sogar extra per Skype aus Finnland live zugeschaltet.

Markku und Waltteri Virtanen vom Fan-Club-Finnland Mainz 05

Markku und Sohn Waltteri Virtanen stehen 100 Prozent hinter dem FSV Mainz 05.

Wie die Idee zum Fan-Club-Finnland Mainz 05 entstand

Alles begann vor mehr als zehn Jahren, als der Finne Ilkka Virtanen – seinerzeit in Rheinhessen beheimatet – begann, zu den Spielen des FSV Mainz 05 zu gehen. Er hatte stets eine Gruppe von Freunden und Verwandten im Schlepptau, die allesamt Finnen waren. So entstand schließlich die Idee, die gemeinsamen Aktivitäten im Rahmen des Fan-Club-Finnland Mainz 05 noch ein bisschen besser zu koordinieren und auch nach außen hin die gemeinsame Verbundenheit zum Verein zu demonstrieren.

Diese ist bei den Fanclubmitgliedern zweifelsfrei vorhanden. Einige Mitglieder haben sogar eine ganz unmittelbare und persönliche Verbindung zum Fußballverein aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. So war Markku Virtanen einst jahrelang als Juniorentrainer für die Mainzer tätig. Er präsentiert mir stolz eine Fotocollage aus diesen Zeiten. Sowohl Henri als auch Waltteri waren als Jugendspieler im Verein aktiv. Kein Wunder also, dass für die fußballbegeisterten Finnen kein anderer Verein in Frage kommen konnte als der FSV Mainz 05.

Fanclub-Vorsitzender Henri Virtanen

Extra zugeschaltet live aus Finnland: Der Vorsitzende des Fan-Club-Finnland Mainz 05, Henri Virtanen.

Der Arbeit wegen nach Deutschland

Markku kam im Jahr 1995 nach Deutschland, zunächst der Arbeit wegen. So war er jahrelang in einem Architekturbüro tätig und dort als Tiefbauingenieur unter anderem für die Planung und Gestaltung des Wiesbadener Marktplatzes zuständig. Später arbeitete er bis zu seiner Rente im Tiefbauamt der Stadt Ginsheim-Gustavsburg. Waltteri hingegen studiert im sechsten Semester Linguistik und Komparatistik an der Uni Mainz und arbeitet nebenbei in einem Bio-Supermarkt. Demnächst beginnt er einen Job als Gästebetreuer beim ZDF-Fernsehgarten, auf den er sich schon sehr freut.

Auch deutsche Fans sind natürlich willkommen

Wenn Du nun den Eindruck bekommen hast, der Fan-Club-Finnland Mainz 05 sei mehr oder weniger nur ein „Family-Business“, dann muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass selbstverständlich nicht nur Familienmitglieder oder finnische Landsleute im Fanclub herzlich willkommen sind. Ebenso würde sich der derzeit 13 Personen starke Fan-Club-Finnland Mainz 05 natürlich auch über deutsche Neumitglieder freuen, die idealerweise sowohl dem Bundesligisten als auch Finnland mit einem großen Interesse gegenüberstehen. Hier muss es selbstverständlich dann auch einfach menschlich passen.

Der ehemalige Jugendtrainer Markku Virtanen

Markku zeigt stolz Erinnerungen an seine Zeit als Mainzer Jugendtrainer.

Möglichst bei jedem Spiel mit dabei

Im Stadion ist der Fan-Club-Finnland Mainz 05 auf der Stehplatztribüne hinter dem Tor zu finden. Dort stehen sie mit ein wenig Abstand zu den Ultras und fiebern mit ihrer Mannschaft mit – so wie auch an diesem Tag, an dem ich sie begleite. Nach einem etwa 20-Minütigen Fußmarsch von der Wohnung der Virtanens erreichen wir die Opel Arena, für die der Fan-Club-Finnland Mainz 05 eine eigene Dauerkarte besitzt. Diese wird abwechselnd benutzt. Kommen mehrere Mitglieder mit, holen sich diese sich einfach normale Tageskarten. Eine eigene Zaunfahne gibt es aktuell leider noch nicht. Aber Logo und Schals sind in Planung, wie die sympathischen Mainzer Finnen mir verraten.

Die FanKarte des Fan-Club-Finnland Mainz 05

Ein offizieller Teil des Bundesligisten: der Fan-Club-Finnland Mainz 05

Ein Spieltag wie aus dem Bilderbuch

Mit einem alkoholfreien Bier bewaffnet geht es auf die Fantribüne. Alkohol wird an diesem Tag keiner ausgeschenkt im Mainzer Stadion – denn es ist der vorletzte Bundesliga-Spieltag und es geht gegen den Intimfeind Eintracht Frankfurt. Die Frankfurter sind bereits gerettet, aber möchten eine blamable Rückrunde noch versöhnlich beenden. Für die Mainzer hingegen geht es im Abstiegskampf noch um alles. Pikant: Im Tor von Frankfurt steht mit Lukas Hradecky der aktuelle finnische Nationaltorwart. „Gewissermaßen sind wir also doch auch vielleicht ein Prozent Frankfurt-Fans“, lacht Markku. Die Eintracht sei zwar nicht sonderlich beliebt in Mainz, „aber Kaiserslautern ist schlimmer“.

Ein hochemotionales Spiel entwickelt sich, in welchem überlegene Mainzer plötzlich 0:2 zurück liegen und mit dem Rücken zur Wand stehen. Die Virtanens sind geschockt und rechnen mit dem Schlimmsten. Dann eine dramatische Wende. Am Ende gewinnen die Rheinhessen sogar noch mit 4:2. Doch das Zittern ist noch nicht beendet. Nach bangen Minuten des Wartens auf ein Ergebnis aus Wolfsburg steht fest: Der Klassenerhalt ist geschafft. Der Fan-Club-Finnland Mainz 05 jubelt – wie auch der Rest des Stadions, mit Ausnahme der Gästefans.

Klassenerhalt Mainz 05

Grund zur Freude für alle Mainzer: Der FSV bleibt in der ersten Liga! Aber zunächst musste lange gezittert werden…

Die Heimat in Tampere

Nach dem Spiel laden mich die Virtanens noch in ihre Wohnung zum Abendessen und Sportschau gucken ein. Mutter Ulla-Maija serviert Kaffee, Saft und leckeres finnisches Brot. Natürlich müssen wir auch noch über die finnische Heimat reden. Wie Markku mir verrät, kommt der Großteil der finnischen Mitglieder aus der Region Tampere – bis auf seinen Cousin Matti, der in Helsinki wohnt und dort für das Fernsehen arbeitet. Als Fan des Eishockey-Teams Tappara kann Waltteri mit dem Lokalrivalen Ilves nichts anfangen, der sowohl eine Eishockey- als auch eine Fußballmannschaft in der ersten finnischen Liga hat.

Leijonat Trikot

Bei aller Fußballbegeisterung: Auch den finnischen Eishockey-Löwen drücken die Virtanens selbstverständlich die Daumen!

Alleine schon aus diesem Grunde drückt er in Finnland TPV Tampere die Daumen – einem Team, dem 1995 das Kunststück gelang, als aktueller Meister in die zweite Liga abzusteigen. TPV, das historisch gesehen eher als Arbeiterverein gilt, kickt aktuell in der Kakkonen, Finnlands dritthöchster Spielklasse. Vater Markku hält es in Finnland mit KuPS, einem Traditionsverein aus Kuopio im nördlichen Seengebiet. „Dort kommt meine Mutter her“, erklärt er es mir.

„Pesäpallo ist in Finnland zu beliebt“

Als es darum geht, was die Virtanens am meisten von ihrer Heimat vermissen, kommt die Antwort von Markku und Waltteri wie aus der Pistole geschossen: die finnische Sauna. Diese sei einfach etwas ganz anderes als Saunen in Deutschland. Die „Löyly“-Kultur fehle, weswegen deutsche Saunen auch wenig reizvoll seien. Henri dagegen vermisste während seiner Zeit in Deutschland vor allem Salmiakki.

Auf den Zustand des finnischen Fußballs angesprochen, werden meine netten Gastgeber ernst. „Die Lage ist sehr schlecht“, sagt Markku. Er erinnere sich noch sehr gut daran, als Finnland zur aktiven Zeit von Spielern wie Jari Litmanen oder Sami Hyypiä einige Male gegen Deutschland spielte und in diesen Begegnungen überraschend gut aussah. Doch diese Zeiten seien leider vorbei. Pessimistisch macht Markku vor allem das schlechte Niveau bei der Trainerausbildung. Außerdem sei das dem Baseball ähnliche, typisch finnische „Pesäpallo“ einfach zu beliebt und raube dem Fußball einige Talente. Aber auch in Sachen öffentlicher Beachtung und Stimmung in den Stadien gebe es deutliche Defizite im Vergleich zu Deutschland.

FinnTouch Hannu-Pekka trifft den Fan-Club-Finnland Mainz 05

Selbstverständlich war auch unser Elch Hannu-Pekka beim Treffen mit dabei.

Ein baldiges Wiedersehen am Bornheimer Hang?

Ehe ich mich von den Virtanens verabschiede, bedanke ich mich für den kurzweiligen Nachmittag und die freundliche Bewirtung. Und ich nehme dem Fan-Club-Finnland Mainz 05 das Versprechen ab, möglichst schon bald zu einem Gegenbesuch am Bornheimer Hang beim FSV Frankfurt vorbeizuschauen. Dort habe ich seit einigen Jahren eine Dauerkarte und in der kommenden Saison wird es dort höchstwahrscheinlich auch wieder zum Aufeinandertreffen mit dem FSV Mainz 05 kommen. Mit dessen zweiter Mannschaft, in der Regionalliga. Vermutlich ohne finnische Spieler auf dem Platz, aber die gemeinsame Leidenschaft zum Fußball verbindet. Dass dies nicht bloß eine Floskel ist, habe ich an diesem Tag einmal mehr gespürt.

Wenn Du mehr über den Fan-Club-Finnland Mainz 05 erfahren möchtest, besuche die offizielle Facebook-Seite. Hier gibt es stets alle aktuellen Infos und News.

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