Finnlandbegeisterung damals ohne Internet – persönliche Erinnerungen

KAssettenrecorder im finnischen Wald

Das Internet kann ein ziemlicher Zeitkiller sein. Massenhaft Quatsch-Videos über WhatsApp verstopfen Deinen Smartphone-Speicher. Sinnloses Herumklicken bei Facebook raubt Dir die Zeit für gehaltvollere Dinge. Und doch sollten wir uns auf der anderen Seite alle immer mal wieder bewusst machen, wie krass positiv die ganze technische Entwicklung der letzten Jahre unser Leben auch verändert hat. Schauen wir uns nur mal unsere Passion als Finnlandfans an. Wie einfach ist es heute, sich online im Vorfeld einer Reise zu informieren, Flüge und Hotels zu buchen oder einfach nur sich beim Anschauen von Bildern ein wenig in den hohen Norden zu träumen? Ohne Internet gäbe es all die Informationskanäle nicht. Es gäbe auch keinen FinnTouch-Blog. Und es ist noch gar nicht sooo lange her, dass genau diese Zustände Normalität waren. Kommst Du mit auf eine kleine Zeitreise?

Mit finnischen Kinderliedern fing es an

Ich muss gestehen, schon als Kind war ich kein sonderlich großer Fan von Kinderliedern. Ich habe es bereits in sehr jungem Alter vorgezogen, lieber „Erwachsenenmusik“ zu hören. Es gab da jedoch durchaus Ausnahmen und zu diesen zählten einige Kassetten mit finnischen Kinderliedern. Ich kann mich daran erinnern, dass ich diesen mit großer innerlicher Begeisterung lauschte, auch wenn ich nach außen hin damals wohl eher schüchtern war. Kurioserweise ist mir aus dieser Zeit allen voran das „Peppi Pitkätossu“-Lied noch sehr präsent, also die ja eigentlich aus Schweden stammende „Pippi Langstrumpf“. Ich werde beim nächsten Besuch bei meinen Eltern nicht umhinkommen, nochmal in diesen alten MCs zu stöbern. Ja, damals hat man noch Musikkassetten gesammelt und nicht einfach Spotify angemacht oder sich bei YouTube reingeklickt. Es war eine andere Zeit, in der man jeden einzelnen Song und jeden Tonträger sicherlich noch mehr zu schätzen wusste.


Von Mauri Kunnas bis Pupu Tupuna – meine liebsten Kinderbücher

Meine Finnlandbegeisterung schon im Kindesalter wurde zweifellos auch durch den Konsum vielfältiger finnischer Kinderliteratur mit befeuert. So las mir meine Mutter beispielsweise aus einer finnischen Kinderbibel (lastenraamattu) vor. Besonders angetan hatten es mir die Werke von Mauri Kunnas, allen voran „Wo der Weihnachtsmann wohnt“, das es auch auf Deutsch gibt (*Affiliate Link). Die fantasievollen Geschichten, gepaart mit liebevollen Zeichnungen, sind ganz einfach wunderbar. Wenn Du selbst Kinder hast, kann ich sie Dir nur wärmstens ans Herz legen. Neben den Kunnas-Büchern gab es noch Pupu Tupuna, der sich mir besonders eingeprägt hat. Die Figur eines süßen Häschens ist eine Schöpfung der Kinderbuchautorin Pirkko Koskimies. Man muss Pupu Tupuna einfach lieb haben. Eine schöne Hommage an diesen Helden meiner Kindheit hat Yle zusammengestellt – inklusive mehrerer Videos. Auch wenn die genannten Bücher nur teilweise einen ganz konkreten Finnlandbezug hatten, habe ich sie doch immer damit verknüpft, alleine schon der Sprache wegen. Hier zeigt sich also einmal mehr, welch prägender Faktor Sprache für eine Identität sein kann.

Telefonate mit der „mumma“ in Pohjanmaa

Neben Kinderliedern und Büchern gab es in meiner Kindheit ohne Internet noch einen wichtigen Bezugspunkt zu Finnland. Das waren die regelmäßigen Telefonate mit meiner finnischen Oma, der „mumma“. Über das schnurgebundene Festnetztelefon, anfangs sogar noch mit ganz klassischer Wählscheibe, hielt meine Mutter („äiti“) regelmäßig Kontakt mit der Heimat. Selbstverständlich durfte auch der kleine René an die Strippe. Auch hier traute ich mich leider nicht allzu viel zu sprechen seinerzeit. Aber ich freute mich trotzdem immer darauf, die vertraute Stimme der „mumma“ und den Klang der finnischen Worte zu hören. Außer der „äiti“ gab es damals schließlich noch niemanden, mit dem ich mich hätte auf Finnisch austauschen können.

Telefon mit Wählscheibe

So ähnlich sah damals auch unser Telefon aus (Foto: Pixabay).

Stöbern in Landkarten und sammeln von Reiseprospekten

Seit ich denken kann, haben Landkarten aller Art eine besondere Faszination auf mich ausgeübt. Ob es daran lag, dass mein Vater („isä“) Erdkundelehrer war und sich diese Begeisterung über das Erbgut übertrug? Ich weiß es nicht. Jedenfalls studierte ich teilweise stundenlang Atlanten, Stadtpläne und sonstige Kartenwerke, bevorzugt natürlich aus der zweiten Heimat. Heute bin ich sehr dankbar dafür, dass ich damals diesen Drang hatte – resultieren daraus doch nicht zuletzt meine ausgeprägten Kenntnisse der finnischen Geographie, wo welche Städte liegen oder welche Seen. Doch nicht nur Karten studierte ich eifrig, sondern bei jeder Finnlandreise ließ ich es mir nicht nehmen, in den Touristeninformationen reichlich Reiseprospekte aus allen Regionen des Landes mitzunehmen. Diese gedruckten Prospekte waren einst eine Informationsquelle von unschätzbarem Wert – schließlich gab es noch kein Internet. Auch von den Fährgesellschaften sammelte ich die Informationsheftchen und hielt mich auf diese Weise immer auf dem neuesten Stand.

Finnlandbegeisterung als Kartensammler

Touristische Prospekte, Landkarten und Stadtpläne aus verschiedenen Epochen.

YLE Radio Finland über Mittelwelle

Schließlich gab es da natürlich auch noch finnisches Radio! Aber nicht so, wie Du es heute kennst. Von wegen einfach mal den Livestream suchen und schon fühlst Du Dich in astreiner Soundqualität, wie wenn Du gerade in Helsinki oder Rovaniemi sitzen würdest. Nein, finnische Radioübertragungen für das Ausland gab es zwar auch früher schon. Allerdings war es teilweise ein ganz schöner Kampf, diese überhaupt erst zu finden. Die Übertragungsqualität der von YLE Radio Finland über Mittelwelle ausgestrahlten Sendungen schwankte leider stark, je nach Windrichtung und wer gerade im Nachbarzimmer vorbei lief. Es war kein wirkliches Vergnügen, sondern ein ständiger Thrill, ob das Signal einigermaßen erhalten bleibt. Und dennoch lauschte ich regelmäßig insbesondere dem „Urheiluradio“ (Sportradio), wenn es dort etwa Übertragungen von finnischem Fußball oder Eishockey gab. Wer so etwas Abenteuerliches miterlebt hat, der weiß heutzutage die Vorzüge des Internets umso mehr zu schätzen.

YLE Radio Finland Programmhefte

Nach vielen Jahren wieder entdeckt: Die alten Programmhefte von YLE Radio Finland mit den über Mittelwelle ausgestrahlten Auslandssendungen.

Finnische Sportzeitung im Abo

Wer so verrückt ist und sich wie ein Wilder für finnischen Sport interessiert, der hatte zu den guten alten Offline-Zeiten außer den Radioübertragungen eher wenige Möglichkeiten, auf dem Laufenden zu bleiben. So war es fast schon eine logische Konsequenz, dass ich mich als Teenager dazu entschloss, mir die größte finnische Sportzeitung „Veikkaaja“ (heute „Urheilulehti“) nach Deutschland zu bestellen. Das war nicht gerade ein günstiges Vergnügen, aber ich wünschte mir das Abo seinerzeit in der Regel von den Eltern zum Geburtstag. Bis heute – mehr als 20 Jahre später – bin ich dem Magazin als Abonnent treu geblieben. Denn eines muss ich ganz ehrlich sagen, auch wenn man heute fast sämtliche Informationen per Mausklick online finden kann, ist es ab und an doch mal sehr angenehm, nicht auf einen Bildschirm starren zu müssen.

Veikkaaja lehti im Mökki

Schon während der Mökki-Urlaube als Kind/Teenager gehörte die „Veikkaaja“-lehti stets mit dazu (sorry für die schlechte Bildqualität – es ist ein Fundstück aus einem uralten Album!).

Wenn Du ähnliche Erfahrungen mit Deiner Finnlandbegeisterung damals ohne Internet gemacht hast oder Dir gar noch ganz andere Aspekte einfallen, verrate es uns doch über das Kommentarfeld weiter unten!

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