Mit dem Wohnmobil quer durch Finnland – Robby & Stefan von Campofant erzählen

Für mehrere Jahre einfach mal das „normale“ Leben komplett hinter sich lassen, eine Auszeit nehmen und vollkommen befreit von allem materiellen Ballast unsere schöne Erde erkunden. Hört sich das für Dich verlockend an? Vor ein paar Wochen stießen wir beim Surfen im Internet zufällig auf die Website Campofant.com. Was wir hier vorfanden, hat uns direkt begeistert und fasziniert. Wir schrieben den Machern der Seite spontan eine Nachricht und direkt entstand ein sehr netter Kontakt. Doch immer der Reihe nach…

Eine Auszeit für zwei Jahre – mindestens…

Robby und Stefan kommen aus Südbayern. Seit 2009 zusammen und seit 2010 verheiratet, hatten sie eigentlich alles, was man so zum Glück braucht: Ein kleines Häuschen, gut bezahlte Jobs und viele gemeinsame Interessen wie etwa das Reisen. Doch mit der Zeit merkten sie, dass das für sie einfach noch nicht alles sein kann. Sie verspürten einen solch großen Drang, frei zu sein und die Welt noch mehr bereisen zu können, dass sie eines Tages eine radikale Entscheidung trafen. Sie verkauften ihr Haus, kündigten ihre Jobs und kauften sich von dem Geld ein Wohnmobil, um im Rahmen einer mindestens zweijährigen Auszeit unseren Planeten zu erkunden. Das Projekt Campofant – mitsamt dem süßen Wohnmobil-Elefanten „Fanti“ als Logo – war geboren. Und wie der Zufall es so will, führte ihre erste größere Reise die beiden mitsamt Hund Emily direkt in unser geliebtes Finnland. Darüber und über ihre weiteren Pläne berichten Dir die beiden in unserem Interview.

FinnTouch: Hallo ihr beiden, wie kommt man eigentlich auf die verrückte Idee, seinen Job zu kündigen, die Wohnung aufzulösen und sich ein Wohnmobil zu kaufen, um damit durch die Welt zu reisen?

Robby & Stefan: Die Idee war keine, die lange gereift ist, obwohl wir denken, dass es sich trotz allem unterschwellig entwickelt hat. Stefan hat eines Tages bei mir in der Arbeit angerufen und meinte: „Hey, lass uns doch alles verkaufen, was wir haben, in ein Wohnmobil ziehen und einfach durch die Welt tingeln“. Ich hatte in diesem Moment keine Zeit und meinte, ob wir da nicht abends drüber sprechen könnten. Gesagt, getan. Das Gespräch am Abend dauerte fünf Minuten und wir entschieden, dass wir das machen.

Wir haben schon öfter darüber gesprochen, warum man die Verwirklichung seiner Träume eigentlich immer nach hinten schiebt, so nach dem Motto „Wenn ich mal in Rente bin, dann…“ Aber wer sagt mir, dass ich dieses Alter überhaupt erreichen werde? Deswegen haben wir uns dafür entschieden, unsere Träume jetzt zu leben. Wir wollen mehr sehen, wollen frei sein in dem, was wir tun, und die Welt mit unseren eigenen Augen entdecken und nicht nur das von ihr kennenlernen, was man von den Medien erfährt. Und Urlaube sind meist zu kurz, um in ein Land wirklich eintauchen zu können.

Mit diesem zu einem Wohnmobil umgebauten, kultigen Mercedes-Benz LKW aus dem Jahre 1966 sind Robby und Stefan unterwegs.

Mit diesem zu einem Wohnmobil umgebauten, kultigen Mercedes-Benz LKW aus dem Jahre 1966 sind Robby und Stefan unterwegs.

„Diese unzähligen Wälder und Seen sind einfach wunderschön.“

FinnTouch: Seit Ende Mai 2016 seid ihr nun schon unterwegs. Was waren eure bisherigen Highlights während dieser Zeit?

Robby & Stefan: Norwegen ist alles in allem auf jeden Fall ein Highlight. Diese Landschaften und diese unendlichen Weiten kombiniert mit total offenen und freundlichen Menschen, die uns immer wieder zugewunken und einen Daumen nach oben gezeigt haben. Außerdem war es total beeindruckend, die Mitternachtssonne erleben zu dürfen. Ein unglaublich schönes Naturschauspiel, das wir sehr genossen haben.

Trotzdem zählen wir Finnland zu unserem größten Highlight. Gerade Lappland hat es uns total angetan. Diese unzähligen Wälder und Seen sind einfach wunderschön. Egal an welchen Orten wir in Lappland standen, wir waren meistens für uns. So sitzt man an einem traumhaften See, mitten im Wald an einer Feuerstelle und weit und breit ist nichts und niemand zu sehen. Außer vielleicht mal ein paar Rentiere, die an einem vorbeilaufen. Das war schon wirklich traumhaft schön.

FinnTouch: Wie klappt eigentlich das Reisen mit eurer Hündin Emily?

Robby & Stefan: Für Emily ist das Reisen auch eine klasse Sache. Sie fährt gerne Auto und scheint es zu genießen, immer wieder an neuen Orten zu sein. Überall riecht es anders und was gibt es für einen Hund Schöneres, als mit seinen Menschen immer draußen in der Natur zu sein. Gerade die Wanderungen findet sie richtig genial und wenn wir irgendwo an einem Strand sind, dann tollt sie herum wie ein junger Welpe.

Von Lappland bis nach Helsinki

FinnTouch: Etwa einen Monat habt ihr in Finnland verbracht. Wie sah eure genaue Route aus?

Robby & Stefan: Wir kamen vom Norden Norwegens und sind bei Neiden über die Grenze gefahren. Dann ging es über Inari, Ivalo und Tankavaara bis nach Rovaniemi zum Weihnachtsmann. Von dort aus fuhren wir dann weiter Richtung Meer und besuchten die Stadt Oulu. Leider mussten wir einen Teil Finnlands auslassen, da uns die Zeit ein klein wenig im Nacken saß.

Wir wollten Anfang September in Estland sein. So war unser nächster Stopp die Stadt Turku im Süden. Dort haben wir unter anderem die schöne Burg besichtigt und uns noch ein paar schöne Sehenswürdigkeiten rund um Helsinki angesehen. Wir haben uns auf der Seite visitfinland.com verschiedene Punkte rausgesucht, die wir unbedingt besuchen wollten und dementsprechend haben wir unsere Route dann geplant.

Stefan und Hündin Emily am Strand auf der Oulu vorgelagerten Insel Hailuoto.

Stefan und Hündin Emily am Strand auf der Oulu vorgelagerten Insel Hailuoto.

FinnTouch: Welche Orte haben euch am besten gefallen und warum? Was sollten unsere Leser unbedingt einmal in Finnland machen?

Robby & Stefan: Da gab es so einige und es fällt fast schwer, nicht alle zu nennen 🙂 Richtig genial fanden wir das Gold Village in Tankavaara. Dort kann man selber Gold waschen, was ein tolles Erlebnis war. Außerdem waren wir vom Sami Museum in Inari richtig beeindruckt und auch das Wandern durch das „Teufelsgrab“ (eine riesige Felsspalte mitten im Wald) in Laukaa hat uns richtig viel Freude gemacht. Oder all unsere verschiedenen Wanderungen durch Wälder und zu wunderschönen, einsamen Stränden, die wir in Finnland definitiv nicht erwartet hätten, können wir jedem nur ans Herz legen.

FinnTouch: Welchen Eindruck habt ihr von den Finnen bekommen? Gab es vielleicht besondere oder besonders lustige Begegnungen?

Robby & Stefan: Die Finnen sind im Vergleich zu den Norwegern nicht so offen, das war das Erste, was uns aufgefallen ist. Allerdings waren sie trotzdem immer super freundlich und hilfsbereit. Eine super nette Begegnung hatten wir beim Wandern. Auf einmal fing es tierisch an zu regnen und es war ein Lean-To (kleiner Unterstand an einer Feuerstelle) in der Nähe. Dort saßen schon zwei Finnen. Wir hatten mit den beiden ein total nettes Gespräch und konnten uns mit ihnen über Gott und die Welt unterhalten.

Begeistert vom finnischen Roggenbrot

FinnTouch: Wie fandet ihr das finnische Essen?

Robby & Stefan: Wir waren leider kein einziges Mal in einem finnischen Restaurant. Bei unseren Einkäufen in finnischen Supermärkten waren wir jedoch total begeistert vom dem typisch finnischen Roggenbrot, dem Reikäleipa. Außerdem landeten die finnischen Zimtbrötchen beziehungsweise Zimtschnecken regelmäßig in unserem Einkaufswagen. Das gehört zum Finnland-Feeling einfach mit dazu.

Die Wälder sind voll mit Blaubeeren und Pilzen. So hatten wir des öfteren leckeren Blaubeerkuchen und geniale Pilzgerichte. Moltebeeren sind auch richtig klasse, auch wenn diese etwas schwieriger zu finden sind. Stefan war außerdem total begeistert von Salmiakki Wasser. Das ist Wasser, das ein wenig nach Lakritz schmeckt.

FinnTouch: Die finnische Sprache ist für Mitteleuropäer ja schon eine Herausforderung. Wie hat vor Ort die Verständigung geklappt?

Robby & Stefan: Ja, die Sprache ist durchaus eine absolute Herausforderung. Wörter mit drei „ä“ und vier „t“ oder ähnliches sind ja keine Seltenheit. Das hat schon das eine oder andere Mal für staunende Blicke und maximale Verwirrung unsererseits gesorgt. Allerdings kamen wir mit Englisch super weiter und so war die Verständigung an und für sich gar kein Problem.

FinnTouch: Gibt es finnische Bands oder Künstler, die ihr mögt?

Robby & Stefan: Oh ja, da gibt es so einige. Als ein paar Beispiele können wir da HIM, Nightwish, The Rasmus, Lordi und Apocalyptica nennen. Und es gibt noch so viele mehr, bei denen man gar nicht auf dem Schirm hat, dass es sich dabei um finnische Bands handelt, wie zum Beispiel Sunrise Avenue.

Hilfsbereite Finnen an der Tankstelle

FinnTouch: Wie war es mit dem Wohnmobil in Finnland unterwegs zu sein? Wart ihr zufrieden mit der Infrastruktur und eignet sich das Land eurer Meinung nach gut für eine Tour mit solch einem Gefährt?

Robby & Stefan: Wir können Finnland für Wohnmobilisten absolut empfehlen. Das Netz an Campingplätzen ist gut ausgebaut und auch für Leute, die gerne frei stehen wie wir, ist es dort richtig genial. Es gibt so viele wunderschöne Plätze mitten in der Natur. Die Straßen sind auch super ausgebaut und man kommt auch mit einem großen Wohnmobil gut weiter.

Allerdings gibt es keine Ver- und Entsorgungsstationen, wie wir sie zum Beispiel aus Norwegen kennen. So muss man zum Entsorgen auf jeden Fall auf einen Campingplatz. Um sich mit Wasser zu versorgen, eignen sich Tankstellen. Die haben nahezu alle einen Wasseranschluss draußen und so haben wir immer wieder mal lieb gefragt, ob wir unseren Wassertank dort auffüllen können. Es gab keine einzige Tankstelle, an der das nicht gegangen wäre.

Die wunderschöne finnische Natur am Ylimmäinen Pirinjärvi, Taivalkoski.

Die wunderschöne finnische Natur am Ylimmäinen Pirinjärvi, Taivalkoski.

FinnTouch: Neben interessanten Blogbeiträgen habt ihr auch einige coole Videos in Finnland gedreht. Welches davon sollten sich unsere Leser unbedingt einmal ansehen?

Robby & Stefan: Da würde ich doch unser Video „Hitonhauta – Das Grab des Teufels“ empfehlen. Diese Felsschlucht war wirklich genial. Am Anfang ist alles noch wie ein gewöhnlicher Wald und irgendwann kommt man zu tollen Felsformationen, einem Wasserfall und einer Höhle. Das Video findet ihr hier.

„Finnland werden wir auf jeden Fall nochmal bereisen.“

FinnTouch: Plant ihr, eines Tages nach Finnland zurückzukommen, um noch mehr von dem Land zu erkunden? Und welche Ziele habt ihr euch als nächstes vorgenommen?

Robby & Stefan: Ja, Finnland werden wir auf jeden Fall nochmal bereisen. Es gibt so viele Teile des Landes, die wir noch nicht gesehen haben. Und nachdem Finnland uns unerwartet so in seinen Bann gezogen hat, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als irgendwann wiederzukommen.

Die vier Monate Nordeuropa waren für uns der Anfang unserer Reise, um zu sehen, ob alles funktioniert oder ob wir noch irgendwas ändern oder nachrüsten müssen. Jetzt sind wir vier Wochen in Deutschland, um noch ein paar Verbesserungen vorzunehmen und dann erwartet uns ein richtiges Abenteuer.

Wir werden Afrika entlang der Westroute von Marokko bis Südafrika bereisen. Das wird auf jeden Fall sehr exotisch und spannend werden und wir sind mittlerweile richtig aufgeregt und freuen uns auf die Erlebnisse, die uns dort erwarten.

FinnTouch: Vielen Dank für eure Zeit und wir wünschen euch noch jede Menge toller Erfahrungen auf eurer Tour!

Robby & Stefan: Wir danken für das Interesse an unseren Erlebnissen in Finnland 🙂

 

Alle Fotos: © campofant.com. Um mehr über die Abenteuer von Robby und Stefan zu erfahren, besuche die Campofant-Website oder folge den beiden bei Facebook, Instagram und YouTube. Eine spannende Wohnmobiltour quer durch Finnland haben auch Conny und Sirko vom Nordlandblog gemacht.

 

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