Nordwärts mit Auto und Zelt – ein Reisebericht von Vanessa

Die finnische Seenplatte bei Anttola - einfach traumhaft!

[Gastbeitrag von Vanessa Hegener] Einfach mit dem Auto, einem Zelt und dem Nötigsten bepackt in den hohen Norden aufbrechen? FinnTouch-Fan Vanessa und ihr Freund aus dem Stuttgarter Raum haben dieses Abenteuer gewagt. Mit dem PKW machten sie sich über Dänemark und Schweden auf bis zum Polarkreis und von dort durch Finnland wieder südwärts. Was sie dort erlebt haben, hat Vanessa für uns in Form eines spannenden Reiseberichts mit vielen tollen Fotos festgehalten. Da bekommt man doch richtig Lust, auch mal so eine Tour zu wagen! Viel Spaß beim Lesen des Gastbeitrages wünschen Dir René, Caro und Hannu-Pekka!

Erste Station: Haderslev in Dänemark

Ich möchte hier kein Urlaubstagebuch zusammenschreiben, aber dennoch möchte ich meine Highlights aus meinem Skandinavien-Trip mit euch teilen. Lange habe ich darauf gewartet, Schweden und Finnland mit Auto und Zelt zu erkunden. Am 03.07. ging es dann endlich los, aus der Nähe von Stuttgart zunächst Richtung Dänemark. Da es ein Sonntag war und wir – also mein Freund und ich – noch vor sieben auf der Autobahn waren, hatten wir keine Bedenken, gut in den Norden durchzukommen. Und so war es auch. Wir sind durchgefahren bis nach Haderslev in Dänemark, wo wir für die erste Nacht das Zelt aufgeschlagen haben. Sonderballe Strand – ein echt toller Campingplatz direkt am See, sehr zu empfehlen!

Viel Platz zum Ausbreiten auf dem Campingplatz Sonderballe Strand

Viel Platz zum Ausbreiten auf dem Campingplatz Sonderballe Strand

Was für eine tolle Aussicht - Wasser ist doch immer etwas Wunderbares!

Was für eine tolle Aussicht – Wasser ist doch immer etwas Wunderbares!

Ein verwunschener Autofriedhof in Schweden

Nach einem leckeren Frühstück ging es am nächsten Morgen dann auch schon direkt weiter bis nach Schweden. In Schweden gibt es wirklich alle paar 100 Meter einen Campingplatz. Was für ein Paradies für Camper! Nach der ersten Nacht in Trollhättan haben wir uns dort die Umgebung ein wenig angeschaut: Tanumshede, Mellerud, Bäckefors. Was ich hier besonders hervorheben möchte, ist der Autofriedhof in Båstnäs. Hier wurden in den 1950er Jahren in einem kleinen Betrieb Autos auseinander gebaut und in Einzelteilen nach Norwegen importiert; der Import ganzer Fahrzeuge war untersagt. In den 80er Jahren wurde dann der Betrieb wieder beendet. Die Fahrzeuge, die noch da waren, wurden jedoch nicht wieder abtransportiert. Die noch übrig gebliebenen etwa 1000 Fahrzeuge sind sich selbst und der Natur überlassen. Ein klasse Schaubild für Autoliebhaber und Fotografen.

Auf dem Autofriedhof in Båstnäs scheint die Zeit stehengeblieben.

Auf dem Autofriedhof in Båstnäs scheint die Zeit stehengeblieben.

Etwa 1000 Autowracks sind heute noch hier zu finden.

Etwa 1000 Autowracks sind heute noch hier zu finden.

Für Fotografen sind die historischen Karossen ein gefundenes Fressen.

Für Fotografen sind die historischen Karossen ein gefundenes Fressen.

Kilometer haben wir an diesem Tag nicht gemacht. In Glaskogen (auf der Höhe von Stockholm, nur im Westen Schwedens) haben wir uns dann wieder auf einem Campingplatz niedergelassen. Wir haben uns echt gewundert, dass gegen 19 Uhr schon alle anderen Camper in Ihren Zelten hockten. Im Gegensatz zu den anderen Campingplätzen waren hier aber auch sehr viele andere. Das ist wohl ein gefragter Platz bei den Kanu- und Kayak-Fahrern. Wir gingen noch kurz ein wenig durch den Wald spazieren, pflückten dabei ein paar Erdbeeren und saßen dann gemütlich vor unserem Zelt. Bis die Attacken dann losgingen. Unzähliche Knotts und Mücken kamen auf einmal an und haben sich über uns her gemacht. Na das kann ja noch heiter werden!

Rastplätze direkt am See machen Laune

Wir sind dann ins Zelt, haben unsere Landkarte rausgenommen und ein wenig Bauchschmerzen bekommen. Wir klappten sie auf… und weiter… und weiter… und weiter… bis wir endlich den Übergang von Schweden nach Finnland gesehen haben. Okay, die Strecke darf man echt nicht unterschätzen! Immerhin haben wir ja für den 20.07. die Fähre von Helsinki nach Travemünde gebucht. Daher haben wir dann das Tempo ein wenig angezogen, um möglichst schnell nach Finnland zu kommen. Die Durchfahrt durch Schweden war aber echt ein Traum! Viele Rastplätze direkt am See. Viele Campingplätze direkt am See. Und auch andere, nettere Tierchen neben den ganzen Stechviechern.

Bizarre Wolkenformationen über einem schwedischen See.

Bizarre Wolkenformationen über einem schwedischen See.

In solch einer fantastischen Lage macht Camping doppelt Spaß!

In solch einer fantastischen Lage macht Camping doppelt Spaß!

Schöne Kontraste: Grüne Wälder und grüner Flitzer - blauer Himmel und blauer See.

Schöne Kontraste: Grüne Wälder und grüner Flitzer – blauer Himmel und blauer See.

Die Nächte waren alle recht hell. Und natürlich wurden diese immer heller, je nördlicher wir kamen. Gut, dass wir extra viele Taschenlampen und Batterien mitgenommen hatten! Mittlerweile waren wir auf einem Campingplatz in der Nähe von Piteå angekommen. Hier haben wir uns aufgrund der ganzen Mücken lieber ein kleines Schwedenhäuschen genommen.

Fast taghell und das nach Mitternacht: Das ist der skandinavische Sommer.

Fast taghell und das nach Mitternacht: Das ist der skandinavische Sommer.

Die Bilder habe ich nachts um 0:30 Uhr gemacht. Leider war der Himmel voller Wolken, so dass wir die Mitternachtssonne nicht so richtig sehen konnten.

Nächtliche Impressionen aus Piteå.

Nächtliche Impressionen aus Piteå.

Zu Besuch beim Weihnachtsmann in Rovaniemi

Nun ging es endlich nach Finnland rüber, wo wir den Weihnachtsmann in Rovaniemi besucht haben. Ich habe es mir eigentlich immer ganz niedlich dort vorgestellt, da die Finnen ja so auf Weihnachten „abgehen“, aber leider ist es doch sehr auf den Tourismus ausgelegt, was ich persönlich ein wenig schade finde. Überall wird geworben mit „free entrance“ und nach dem Foto mit dem Weihnachtsmann darf man dann zahlen. Naja, aber wenn man schon mal da ist, dann macht man das ja auch.

Zu Besuch im Santa Claus Village in Rovaniemi: Vanessa trifft den Weihnachtsmann.

Zu Besuch im Santa Claus Village in Rovaniemi: Vanessa trifft den Weihnachtsmann.

Da die Mücken immer mehr wurden, je nördlicher man kam, haben wir uns dazu entschieden, direkt wieder südlicher zu fahren. So sind wir dann quer durchs Land Richtung Süden gefahren. Ein Bild, das ich von meinem finnischen Freund aus der Nähe von Kittilä erhalten habe, bestätigte uns nochmal die Richtigkeit unserer Entscheidung.

Mückenschwärme sind in Finnisch-Lappland leider keine Seltenheit.

Mückenschwärme sind in Finnisch-Lappland leider keine Seltenheit.

Spannende Begegnungen bei Kajaani

Nach 300 km kam dann auch in Paltamo endlich der erste Campingplatz. Leider war dieser natürlich belegt, weshalb wir weiter Richtung Kajaani gefahren sind. Hier haben wir am Straßenrand das Schild „Kajaani Cottages“ aufgeschnappt, wo wir schließlich abgefahren sind und unser Glück versucht haben. Hier haben wir ein älteres Pärchen angetroffen. Die Dame schnitt die Blumen, der Herr ist uns mit seinem klapprigen Fahrrad entgegen gekommen. Es waren die Vermieter. Der Herr konnte sogar sehr gut Deutsch, da er mal ein Jahr lang in Baden-Württemberg gelebt hat. Wir haben ihm erklärt, dass wir eine Bleibe für eine Nacht suchen, aber die ganzen kleinen 2-Mann-Mökkis waren schon belegt. Er habe leider nur noch das 8-Mann-Mökki frei und wenn wir ihm versprechen, nur die untere Etage zu benutzen und aufzuräumen, nachdem wir raus gehen, dann könnten wir dies inklusive der Sauna nutzen. Was für ein Angebot, da konnte man nicht nein sagen! Wir hatten sogar eine Sauna im Haus, die wir sofort anfeuerten. Kajaani Cottages – echt schön und sehr zu empfehlen!

Gemütlich übernachten in der Nähe von Kajaani.

Gemütlich übernachten in der Nähe von Kajaani.

Auch im Inneren fehlt es nicht an Komfort.

Auch im Inneren fehlt es nicht an Komfort.

Hier lässt es sich aushalten, findest Du nicht?

Hier lässt es sich aushalten, findest Du nicht?

Koli – ein Muss für jeden Finnland-Fan

Am nächsten Tag ging es dann weiter in den Nationalpark Koli, wo wir auf den gleichnamigen Berg hinauf gingen. Immer wieder ein Erlebnis! Die Aussicht von da oben ist unglaublich schön. Ein MUSS für jeden Finnland-Fan!

Ein Besuch des Koli ist für Finnland-Fans quasi Pflicht.

Ein Besuch des Koli ist für Finnland-Fans quasi Pflicht.

Die schönsten Seiten der Seenplatte in Anttola

Im Anschluss haben wir uns wieder einen Campingplatz in der Nähe von Imatra gesucht, der jedoch echt schlecht war. Eine riesige Wiese mit ein paar Mini-Mökkis und einem Toiletten- und Küchen-Häusschen, alles eher lieblos gestaltet. Erst nach langem Suchen hat man herausgefunden, dass die Rezeption in der 150 Meter entfernten Ballon-Turnhalle lag. Auch hier haben wir uns ein Häusschen genommen. Es war jetzt nicht besonders schön, aber hat zum Schlafen ausgereicht. Hier war es so verlassen,  ich habe nicht einmal ein Bild gemacht.
Um noch ein paar tolle Tage zu haben, haben wir uns entschieden, nochmal näher Richtung Seenplatte zu fahren und sind auf einem Campingplatz in Anttola geladet. Dieser war echt schön, so dass wir hier auch direkt zwei Tage geblieben sind. Eines meiner Highlights hier war, dass es hier wirklich üüüüüüüberall leckere Blaubeeren gab! Kaum zu glauben, dass die da wie Unkraut wachsen.

Die finnische Seenplatte bei Anttola - einfach traumhaft!

Die finnische Seenplatte bei Anttola – einfach traumhaft!

Parken in Helsinki – ein teures Vergnügen

Danach sind wir schon nach Helsinki gefahren. Beim Reinfahren in die Stadt meinte ich irgendwann, dass wir das Navi ausmachen könnten, denn ich kenne mich ja aus. Immerhin bin ich seit 2007 mehrmals im Jahr da. Allerdings war mir nicht so ganz bewusst, dass ich noch nie auf die Verkehrsführung geachtet habe, weshalb wir doch auf dem Schlauch standen und das Navi wieder angemacht haben. Beim Vorbeifahren am Markt ist mir nur ein „Ach du Sch…!“ rausgerutscht. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal im Juli da war, aber es war einfach voll und es hat überall rumgewuselt. Leider mussten wir recht schnell feststellen, dass das Parken in Helsinki echt teuer ist (24 Euro für 12 Stunden am Straßenrand vor dem Hostel). Daher haben wir uns auch hier entschieden, nicht die ganze Zeit im Hostel zu bleiben, sondern wieder auf einen Campingplatz zu fahren.

Kanu fahren, Tuomiokirkko und Markthalle

So sind wir dann auf Rastila, 10 Kilometer außerhalb des Zentrums, gelandet. Das erste wichtige ToDo wurde direkt am ersten Vormittag erledigt: Die Kanufahrt.

Kanu fahren nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum der Hauptstadt entfernt: This is Helsinki!

Kanu fahren nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum der Hauptstadt entfernt: This is Helsinki!

Was in Helsinki für mich auch enorm wichtig war, war das Touri-Foto von unserem Auto vor der Tuomiokirkko.

Zu jeder Tageszeit eine majestätische Erscheinung: Der weiße Dom von Helsinki.

Zu jeder Tageszeit eine majestätische Erscheinung: Der weiße Dom von Helsinki.

Was wir für uns entdeckt und auch dann jeden Abend besucht haben, ist das Schiff Nikolai II im Hafenbecken hinter der Markthalle. Hier haben wir jeden Abend noch ein Bierchen und Lonkero getrunken. Einfach sau gemütlich dort!

Eine geniale Aussicht auf Hafen und Dom genießt Du vom alten Segler Nikolai II aus.

Eine geniale Aussicht auf Hafen und Dom genießt Du vom alten Segler Nikolai II aus.

Auf Fotosafari in Helsinki

Ansonsten will ich gar nicht so viel von Helsinki erzählen. Hier waren bestimmt schon einige des Öfteren. Und außerdem sagen Bilder mehr als 1000 Worte, daher hier einfach nur ein paar Bilder. Suomenlinna – Wunderbar wie immer!

Immer wieder ein Vergnügen ist ein Besuch auf Suomenlinna.

Immer wieder ein Vergnügen ist ein Besuch auf Suomenlinna.

Seit unserem Besuch in Helsinki gibt es im Skywheel auch eine Saunagondel, die man sich mieten kann.

Seit einigen Jahren eine Attraktion am Hafen von Helsinki: Das Skywheel.

Seit einigen Jahren eine Attraktion am Hafen von Helsinki: Das Skywheel.

Auf dem Kauppatori herrscht stets geschäftiges Treiben.

Auf dem Kauppatori herrscht stets geschäftiges Treiben.

Ganz krass sahen auf einmal die Wolken aus, die zuerst ganz tief hingen und sich später zu einer sehr, sehr dunklen Wolke zusammenschlossen und Richtung Campingplatz ein wenig Wasser ließen. Aber wir hatten Glück. Pünktlich zum Campingplatz war die Wolke leer geregnet.

Dunkle Wolken ziehen auf über Senaatintori und Hafen.

Dunkle Wolken ziehen auf über Senaatintori und Hafen.

Der Sonnenuntergang am letzten Abend war sehr schön, aber leider nicht sehr farbenprächtig, da wir komplett wolkenlosen Himmel hatten.

Ein Sonnenuntergang im sommerlichen Helsinki.

Ein Sonnenuntergang im sommerlichen Helsinki.

Ein Sonnenuntergang zum Abschluss

Am 20.07. ging es nun vom Vuosaari Harbour aus mit Finnlines wieder ab nach Deutschland. Schade, dass die Zeit dann doch so schnell verging, aber vom Sonnendeck aus konnten wir nochmal ein traumhaftes Farbenspiel am Himmel sehen. Links der Sonnenuntergang und rechts der aufgehende Mond (der kleine weiße Punkt) – ein klasse Abschluss!

Ein faszinierendes Himmelsszenario auf dem Rückweg mit der Fähre.

Ein faszinierendes Himmelsszenario auf dem Rückweg mit der Fähre.

Nachdem wir dann um 21:30 Uhr in Travemünde angekommen sind, sind wir noch in der Nacht runter in den Süden gefahren, da es tagsüber freitags auf deutschen Straßen vermutlich nicht auszuhalten gewesen wäre. Um 5:20 Uhr waren wir schließlich zu Hause und sind noch mit den Gedanken an unseren Trip ins Bett gegangen.

Mein Fazit aus dem Trip

Folgende Erkenntnisse habe ich aus dem Trip gezogen:

  • Schweden ist für den Durchreisetourismus irgendwie besser ausgelegt als Finnland.
  • In Finnland gibt es nur 150 Camping-Plätze. Deshalb unbedingt vorher das Camping & Caravan Prospekt besorgen um einen Überblick zu bekommen!
  • In Finnland ist man mit einem Wohnmobil besser bedient als mit dem Zelt.
  • Für mich persönlich reicht es im Süden herumzufahren, da es im Norden nur „mückiger“, aber nicht schöner wird.
  • Helsinki im Juli meiden – hier ist die Hölle los! Für mich wurde hier leider der Flair ziemlich platt getrampelt.
  • Immer ein bisschen Brot in der Tasche haben – man weiß nie, was für niedliche Begleiter man findet.
  • Uuuuunbedingt das Café Regatta besuchen. Davon habe ich jetzt keine Extrabilder gemacht und es auch nicht explizit genannt, denn dies ist Standard bei mir.

Letztendlich gilt: Ab nach Skandinavien und einfach die Zeit genießen!

Text und Bilder: Vanessa Hegener

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