Juhannus in Berlin – die finnische Botschaft im Ausnahmezustand

Mittsommer in der Botschaft von Finnland

2017 ist Finnlands großes Jahr. Hundert Jahre alt – oder jung – wird das Land, das wir so lieben. Das ist für die Finnen natürlich ein willkommener Anlass, um ausgelassen zu feiern. Das ganze Jahr über gibt es unzählige Veranstaltungen in Finnland selbst und in mehr als 100 Ländern weltweit. Natürlich auch in Deutschland. Und als großes Highlight lud die finnische Botschaft in Berlin zum großen finnischen Mittsommerfest ein. Juhannus in der deutschen Hauptstadt – das sollte eine kurzweilige und schöne Feier für alle Finnen, Finnlandfreunde und Interessierten werden. Ich war für Dich vor Ort mit dabei.

Finnland und Deutschland als vertrauensvolle Partner

Bevor der öffentliche Teil der Feier begann, weilte der finnische Premierminister Juha Sipilä zu einem Staatsbesuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bei der Pressekonferenz im Bundeskanzleramt, der ich dank Einladung seitens der finnischen Botschaft beiwohnen durfte, betonten die beiden Regierungschefs die Gemeinsamkeiten der beiden Länder. Merkel erwähnte, dass Deutschland seinerzeit eines der ersten Länder gewesen sei, die die finnische Unabhängigkeit unterstützt hätten. Bis heute sei es ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis, das die beiden Länder miteinander verbinde. Direkt vom Kanzleramt ging es anschließend mit dem Shuttle in die Botschaft, wo nun das offizielle Festprogramm begann.

Juha Sipilä und Angela Merkel

Auch auf politischer Bühne betonen Finnland und Deutschland Gemeinsamkeiten.

100 Moods of Finland

Vor dem Eingang der Botschaft: Das „100 Moods of Finland“-360-Grad-Experience

Grußworte, Tango und leckeres Essen

Ich hatte die große Ehre, mich unter den wenigen hundert geladenen Gästen zu befinden, die sich nach und nach im Innenhof der Botschaft einfanden. Nachdem alle Platz genommen hatten, gab es zum Einstieg einen Auftritt des ältesten Knabenchors Finnlands, Cantores Minores. Iiro Rantala, der das Ganze arrangierte, war einst selbst Teil des Chores. Unfreiwillig verlängert wurde der Auftritt durch die Verspätung von Sigmar Gabriel, welche das gesamte Festprogramm leider nachhaltig beeinflussen sollte. Schließlich war der Vizekanzler anwesend und nach Grußworten der Botschafterin von Finnland, Ritva Koukku-Ronde, und des finnischen Ministerpräsidenten Juha Sipilä gab es dann auch eine kurze Rede von Gabriel.

Cantores Minores

Der älteste Knabenchor Finnlands, Cantores Minores

Ein Highlight war der Auftritt des Ensembles Tango Alakulo, das auch im späteren Verlauf des Abends mit seinem musikalischen Streifzug durch verschiedene Jahrzehnte der finnischen Geschichte für gute Laune sorgen durfte. Der Begrüßung durch Paavo Virkkunen von Visit Finland folgte die viel umjubelte Eröffnung des Buffets. Chef de Cuisine Kim Palhus und sein Team hatten eine reichhaltige Auswahl an Köstlichkeiten der finnischen Küche gezaubert – von den obligatorischen karelischen Piroggen mit Eibutter über Elchfilet vom Grill bis hin zu leckeren Desserts. Selbstverständlich musste ich auch mal den preisgekrönten Kyrö Napue Gin & Tonic sowie das offizielle „Finnland 100“-Bier Havu probieren.

Napue Gin and Tonic

Gin Tonic auf Finnisch: Zum Wohl/Kippis!

Alle wollen mit den Finnen feiern

Ab 20 Uhr sollten schließlich die Türen für alle geöffnet werden, die Lust hatten, an diesem lauen Sommerabend ein Teil des finnische Mittsommerfestes zu werden. Und es zeigte sich, dass das eine ganze Menge Menschen waren. Schon früh bildeten sich endlos erscheinende Schlangen vor dem Einlass, welcher durch die erwähnte Verspätung nun leider auch etwas verzögert wurde. Es schien fast so, als wollte ganz Berlin mit den Finnen feiern. An sich eine tolle Sache und riesengroße Wertschätzung für Finnland, wie ich finde. Nur leider sorgte die riesige Anzahl an feierwilligen Menschen in Kombination mit den strengen Sicherheitsauflagen dafür, dass es zu unangenehm langen Wartezeiten vor der Tür kam.

Nicht wenige verließen enttäuscht den Ort des Geschehens, einige davon waren viele Kilometer extra für das Fest angereist. Ärger, den ich persönlich voll und ganz nachvollziehen kann. Hier hätte man möglicherweise mit einer Vorabregistrierung für die Teilnahme der einen oder anderen Enttäuschung vorbeugen können. Doch mit einem solchen Andrang in geballter Form hatte man offensichtlich nicht gerechnet. Dass sich geduldiges Anstehen aber durchaus lohnen kann, bewies unter anderem FinnTouch-Followerin Christina, die es schließlich doch auf das Gelände schaffte und es keinesfalls bereute.

Sauna from Finland

Dieser geniale Saunawagen wurde während dem Mittsommerfest verlost.

Sauna from Finland

„Sauna from Finland“ präsentierte an einem eigenen Stand alles, was man für die Sauna so braucht.

Sauna, olut und gute Gespräche

Abseits der organisationstechnischen Unwägbarkeiten war es jedoch ein wirklich schöner und gelungener Abend. Das Wetter hätte nicht besser sein können – ich fühlte mich fast wie in Finnland an einem optimalen Sommertag. Bei angenehmen 24 Grad wehte ein laues Lüftchen durch den Botschaftshof, verfeinert mit dem Duft des Saunaanhängers, welcher in einer Ecke des Hofes platziert worden war und im Laufe des Abends verlost wurde. Hier konnte, wer wollte, tatsächlich eine Runde schwitzen und anschließend im eingebauten Whirlpool die Seele baumeln lassen. Ein Angebot, das eifrig in Anspruch genommen wurde.

FinnTouch und DFG

Mit der ehemaligen Bundesvorsitzenden der Deutsch-Finnischen Gemeinschaft (DFG), Marjaana Staack, und weiteren DFGlern. Kiitos für euren Einsatz für die deutsch-finnische Freundschaft!

Gleich nebenan gab es die Möglichkeit, neben dem mit frischen Kiefern- und Fichtennadeln sowie Wacholder verfeinerten Jubiläumsbier „Havu“ auch andere Biersorten zu probieren. Hast Du beispielsweise gewusst, dass es finnisches Weizen gibt? Und dieses weiß durchaus zu munden, kann ich Dir sagen. Bei leckerem „olut“, das ist das finnische Wort für Bier, traf ich zahlreiche bekannte Gesichter wie etwa Ode von Sisu Radio Frankfurt oder die ehemalige Bundesvorsitzende der Deutsch-Finnischen Gesellschaft (DFG), Marjaana Staack, und es wurde in entspannter Atmosphäre geplaudert. Schön war es auch, Sängerin Tuija Komi endlich einmal persönlich kennenzulernen.

Tuija Komi & Sisu Radio Ode

Mit der bayerisch-finnischen Jazzdiva Tuija Komi und Ode Kyytsönen von Sisu Radio Frankfurt.

Halbe Finnen unter sich und lustige Zufälle

Sehr gefreut habe ich mich auch über die erste Begegnung von Angesicht zu Angesicht mit Rebecca, der Betreiberin des Finnfloat-Saunafloßes, und ihrem Liebsten Sami – wie ich ein halber Finne. Die beiden sind wirklich super sympathisch und ich bewundere sie für ihren Mut, sich mit dem Floß einen Traum verwirklicht zu haben, mit dem sie ganz vielen anderen Menschen auch eine Freude machen werden. Sogleich vereinbarten wir für den nächsten Tag eine exklusive Vorabbesichtigung von Finnfloat.

FinnTouch meets Finnfloat

Mit Rebecca und Sami von Finnfloat. Die beiden hatten mit dem Saunafloß nicht nur eine wundervolle Idee, sondern sind auch noch richtig tolle Menschen!

Tango Alakulo

Tango Alakulo bei ihrer Performance auf der Bühne.

Ein lustiger Zufall trug sich am Bierstand zu. Hier kam ich mit einem Finnen ins Gespräch, der sich als Mitinitiator des „100 Moods From Finland“-360-Grad-Experiences entpuppte, das vor der Botschaft aufgebaut worden war. Lustigerweise stammt er aus Rovaniemi, wo wir in wenigen Tagen auch wieder verweilen werden. Und natürlich kannte er unsere nette Kooperationspartnerin Salla von Visit Rovaniemi persönlich. Die (finnische) Welt ist klein! Wir vereinbarten, ein gemeinsames Käffchen ein paar hundert Kilometer weiter nördlich ins Auge zu fassen.

SuomiFinland 100 Yhdessä

Gemeinsam statt einsam: Das Motto des finnischen Jubiläumsjahres sollte für die Arbeit und das Feiern gleichermaßen gelten.

Ein spontaner Abschluss des Abends und was davon bleibt

Obwohl sich einige auf der FinnTouch-Seite angekündigt hatten, habe ich leider nur wenige Follower getroffen. Mit diesen war es allerdings umso lustiger. Gemeinsam mit Christina, die mich auch schon als glückliche Gewinnerin beim The 69 Eyes-Konzert in Hamburg begleitete, wurde das eine oder andere Getränk bestellt und dabei tauschten wir uns über allerlei spannende Themen rund um Finnland aus. Als dann kurz vor Schluss der Veranstaltung noch plötzlich die liebe Katrin aus Berlin vor uns stand – schön Dich auch mal persönlich kennengelernt zu haben – reifte schnell der Entschluss, den Abend ganz spontan noch bei einem „Lonkero“ in der finnischen Cocktailbar „Voima“ stilecht ausklingen zu lassen.

FinnTouch beim Mittsommerfest

Connected via FinnTouch: Christina und Katrin, es war super lustig mit euch!

Was bleibt nun vom finnischen Mittsommerfest in der Botschaft? Für mich persönlich sind es Erinnerungen an einen ereignisreichen, wunderschönen und unvergesslichen Tag. An inspirierende Gespräche mit neuen und alten Freunden und Bekannten. Und Überraschungen, die mich jetzt noch innerlich zum Schmunzeln bringen. Und natürlich auch an die Mumins, die immer wieder über den Botschaftshof wackelten, die humorvollen Anekdoten eines Roman Schatz und das erstklassige finnische Bier. Ein wenig traurig macht es mich, dass leider nicht alle, die gerne mitfeiern wollten, dies auch tun konnten. Aber ich bin mir sicher, für zukünftige Veranstaltungen wird man die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Damit beim nächsten Mal wirklich alle zufrieden und mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause gehen können.

Vielen Dank an Merja Sundström von der Botschaft von Finnland in Berlin für die Einladung zu diesem ganz besonderen Fest – und an alle, die den Abend unvergesslich werden ließen.

Suomi100 Mumins

Die weltberühmten Mumins erschienen bereits bei der Pressekonferenz vor dem finnischen Mittsommerfest.

Merken

Merken

Merken

You May Also Like

4 Comments

  1. 1

    Es freut mich, dass du einen schönen Abend hattest. „Nicht alle“ sind in dem Fall aber wahrscheinlich mehr als die Hälfte derjenigen die geplant hatten hinzugehen. Angesichts der Zusagen und Interessensbekundungen beim Facebook Event kann es auch keine Überraschung gewesen sein, dass so viele kommen wollten.
    Mein Mann war dort um Chormitglieder abzuholen die bei uns übernachten sollten. Im Grunde eine schöne Sache, die vor Ort allerdings fast zur Katastrophe wurde weil er es fast nicht rein geschafft hat, den 4 Securitys für hunderte sind einfach zu wenig. Und dann wurde noch nach Geschlechtern getrennt. Bei den Frauen dauerte es natürlich länger, was dazu führte, dass Paare getrennt wurden, er drinnen, die draußen. Diskriminierend wie ich finde. Alles in allem eher eine Farce in der Organisation, zumindest für die die nicht zu den geladenen Gästen gehörten. Mir ist es einfach nur peinlich.

    • 2

      Hei Johanna,

      ich kann Deine Enttäuschung von Deiner Warte aus natürlich komplett verstehen und es wäre mir vermutlich ähnlich gegangen. Wie im Artikel schon angedeutet spielten halt auch noch Faktoren mit rein, für die man der Botschaft sicherlich keinen Vorwurf machen kann. Dass bei Sicherheitskontrollen nach Geschlechtern getrennt wird, kenne ich z.B. aus Fußballstadien eigentlich gar nicht anders. Bei einer Botschaft steht das Thema Sicherheit naturgemäß noch mehr im Vordergrund. Trotzdem ist wie gesagt nicht alles optimal gelaufen und das möchte ich auch gar nicht unter den Tisch kehren. Der Bericht gibt meine persönlichen Eindrücke wider und andere haben das natürlich – z.T. leider – anders erlebt. Danke Dir auf jeden Fall für Deine Schilderung der Dinge!

      LG,
      René

  2. 3

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>